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Diplomatie im Berufsleben: Vorgesetzte sind auch nur Menschen
Autor: Jörg Kolitsch
 
Wie verhalten Sie sich gegenüber Ihrem Vorgesetzten richtig?

Haben Sie einen neuen Vorgesetzten bekommen, über den Sie sich wundern? Hat sich das ursprünglich gute Verhältnis zu Ihrem langjährigen Vorgesetzten verschlechtert? Als Führungskraft haben Sie sicherlich einige Seminare besucht, die das Thema Mitarbeiterführung zum Inhalt hatten. Auf wie vielen Seminaren waren Sie dagegen um zu lernen, wie Sie mit Ihrem Vorgesetzen gut auskommen? Es sind wohl auch einige Bücher zu diesem Thema geschrieben worden. Man muss jedoch daran Zweifel haben, ob die darin beschriebenen Empfehlungen wirklich hilfreich sind. Autoren dieser Bücher sind meist selbst in größeren Organisationen gescheitert und versuchen sich nun als Coach, Berater und Autor.




Foto: Jörg Kolitsch

Was kennzeichnet den durchschnittlichen deutschen Vorgesetzten?

Der "Führungskräfte-Monitor 2012" des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Berlin, gibt Auskunft über den durchschnittlichen Vorgesetzten in der Privatwirtschaft. Die Angaben beziehen sich auf das Jahr 2010.

Der Anteil der Frauen in Führungspositionen hat erfreulicherweise zugenommen und liegt bei 30 Prozent. Übrigens haben gemäß einer globalen Studie nur drei Staaten überwiegend weibliche Manager.

Vollzeitbeschäftigte männliche Führungskräfte arbeiten durchschnittlich 47 Stunden in der Woche, weibliche 45. Besonders lange Arbeitszeiten haben in Führungspositionen vor allem Männer. 14 Prozent der Männer arbeiten länger als 60 Stunden pro Woche.

Führungskräfte haben weit häufiger Eltern mit hohen Bildungsabschlüssen als andere Angestellte in der Privatwirtschaft. Führungskräfte haben etwa 15 Bildungsjahre absolviert, etwa zwei Drittel haben einen Hochschulabschluss. Durchschnittlich sind sie etwas älter als Anfang 40 und verweilen in etwa 15 Jahre in demselben Betrieb. Ein gutes Zehntel der Führungskräfte hat Migrationshintergrund.

Männer verdienten 2010 in typischen Männerberufen monatlich ohne Sonderzahlungen brutto ca. 4.910 €, Frauen ca. 3.907 €. Dazu kamen Sonderzahlungen für Urlaubsgeld und Gewinnbeteiligungen/Prämien im Jahre 2010 in Höhe von 12.066 € für Männer und 10.591 € für Frauen.

Wie gut ist Ihr direkter Vorgesetzter?

Wir wissen alle, dass Statistiken ohne Belang sind, was den individuellen Fall angeht. In dieser Statistik findet sich leider keine Aussage über die Führungsqualität. Der Autor selbst hat im Laufe seines Berufslebens mit achtzehn unterschiedlichen direkten Vorgesetzten zusammengearbeitet. Von diesen achtzehn Vorgesetzten waren nach persönlicher Einschätzung acht (44 Prozent) eher gut und zehn (56 Prozent) eher weniger gut. Zwei von achtzehn waren sehr gut (11 Prozent), fünf (28 Prozent) sehr schwach. Diese sehr persönliche Einschätzung hat keinerlei statistische Bedeutung. Es zeigt sich aber, dass man im Berufsleben immer mal wieder mit einem Vorgesetzten zusammenarbeiten muss, der aus der eigenen Sicht heraus kein guter Chef ist. Und das kommt wahrscheinlich öfter vor, als man vielleicht erwarten würde. Man könnte meinen, der eigene Chef müsse doch ein besserer Mensch sein. Schließlich wurde aber auch er von Menschen ausgewählt und zum Chef befördert. Das hatte zu diesem Zeitpunkt sicherlich gute Gründe. Die Menge der Führungskräfte verhält sich letztendlich ähnlich einer Normalverteilung, was ihre Führungsqualität angeht. Analog verhält sich die Verteilung der Mitarbeiter im Hinblick auf ihre Leistung. Wir alle sind eben nur Menschen.

Fazit:

Was hilft nun diese Erkenntnis im Falle einer Meinungsverschiedenheit zwischen Ihnen und Ihrem Vorgesetzten? Der Autor folgt da aufgrund seiner eigenen Erfahrung der eher konservativen Meinung des Karriereberaters Heiko Mell in seiner Kolumne in den VDI nachrichten: Der Vorgesetzte fördert seinen Mitarbeiter, beurteilt ihn und bestimmt im Rahmen der betriebsinternen Regelungen das Gehalt. Er beeinflusst maßgeblich die weitere Karriere. So kann er auch von seinem Mitarbeiter erwarten, dass er seinen Gedanken folgt, sich mit seinen Zielen identifiziert und seine Ideen umsetzt. Die freie Meinungsäußerung gilt im Privatleben, im Berufsleben ist sehr viel Diplomatie erforderlich.


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